Compassion in Ruanda

 Die Arbeit von Compassion in Ruanda begann 1980. Heute besuchen
dort mehr als 111'000 Kinder über 438 Compassion-Kinderzentren.
Compassion arbeitet
mit einheimischen christlichen Gemeinden und Kirchen zusammen, um ruandischen Kindern
zu helfen, ihre Armut zu überwinden.

  • Geschichte

    Kaum jemand kannte das kleine Land im Osten Afrikas, bevor es 1994 durch einen Völkermord in die Schlagzeilen geriet, dessen Grausamkeit man mit Worten nicht beschreiben oder erklären kann.

    Der 10. April 1994 war der Beginn eines hunderttägigen Massakers, in dessen Verlauf bis zu eine Million Angehörige der Volksgruppe der Tutsi von der Bevölkerungsmehrheit der Hutus umgebracht wurden. Vergewaltigung wurde wie eine Waffe eingesetzt. Auch moderate Hutus, die sich nicht an der Gewalt beteiligen wollten, zählten zu den Opfern. Trotz der Nachrichten und Bilder von Gewalt und Tod, die in jenen Wochen täglich zu sehen waren, blieb die internationale Gemeinschaft erschreckend passiv: Die Vereinten Nationen unternahmen keine ernsthaften Anstrengungen, um die Menschen zu schützen und das Morden zu beenden. Erst mit dem Einmarsch der Rwandan Patriotic Front, einer Rebellengruppe der Tutsi, hörte die Gewalt auf. Ihr Führer Paul Kagame wurde als erster Tutsi Präsident des Landes und führt Ruanda bis heute.

    Wie konnte es zum Völkermord kommen? Ruanda ist eine Gesellschaft, in dem die Minderheit der Tutsi traditionell die Elite des Landes stellt, während die Bevölkerungsmehrheit der Hutus einfache Kleinbauern ohne gesellschaftlichen Einfluss sind. Einer Legende zufolge siedelten sich Tutsi-Rinderzüchter vom Horn von Afrika kommend im 15. Jahrhundert im Gebiet an und unterwarfen schrittweise die Einwohner des Landes, die Hutu. Die Tutsi errichteten eine Monarchie unter Führung eines Mwami (König) und eine feudale Hierarchie von Tutsi-Adligen. Durch einen Ubuhake genannten Vertrag verpfändeten die Hutu-Bauern ihre Dienste und die ihrer Nachkommen an einen Tutsi-Landherrn für die Verpachtung von Rindern, Weiden und Ackerland. Dadurch brachten die Tutsi die Hutu fast vollständig in Leibeigenschaft.

    So ähnlich war es auch, als Ruanda zwischen 1885 und 1916 Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika war, und unter den Belgiern, die auf die Deutschen folgten. Doch bereits vor der Unabhängigkeit von 1962 wurde durch eine Revolte der Hutus die Königsherrschaft der Tutsi beendet. Schon damals flohen Zehntausende von Tutsi aus Angst vor Racheakten aus ihrer Heimat. Anfang der Neunzigerjahre kam es dann zum Bürgerkrieg, der schliesslich zum offenen Völkermord eskalierte.

    Was im Frühjahr 1994 in Ruanda geschehen ist, hat bis heute seine Wunden in den Menschen und der Gesellschaft zurückgelassen. Die Gefängnisse Ruandas sind überfüllt: Schätzungen gehen davon aus, dass der Menge der Opfer eine ähnlich grosse Zahl an Tätern gegenübersteht. Ein Weg, mit dem man Gerechtigkeit schaffen wollte, sind die sogenannten Gacaca-Gerichte. „Gacaca“ bedeutet in der Kinyarwanda-Sprache soviel wie „grüne Wiese“. Gemeint sind damit traditionelle Dorfgerichte, die von Laienrichtern abgehalten werden, um die hohe Zahl an Prozessen überhaupt bewältigen zu können: Ungefähr 15.000 Gerichte mit 200.000 Laienrichtern sassen dabei über bis zu eine Million Angeklagte zu Gericht.
    2010 wurden die Gacaca-Prozesse offiziell abgeschlossen, Revisionsverfahren stehen aber weiter an.

    Neben der Bewältigung der Vergangenheit ist die Bekämpfung der Armut die grösste Herausforderung für das am dichtesten besiedelte Land Afrikas. Die Mehrheit der Menschen sind arm und leben als Kleinbauern auf dem Land, wohl ein Drittel der Bevölkerung hat nicht genug zu essen. Besonders die Witwen und Waisen, die der Völkermord zurückgelassen hat, sind hier die Leidtragenden.

  • Bildung

    Das Schuljahr in Ruanda dauert von Januar bis Oktober. Der Besuch der Grundschule ist für alle Kinder kostenlos. Doch obwohl die Regierung die Schulgebühren abgeschafft hat, können sich die meisten Eltern die sonstigen anfallenden Kosten für Schreibmaterial und Schuluniformen nicht leisten. Daher kommen viele Kinder nicht über die fünfte Klasse hinaus.

    Dabei sehen die Menschen Ruandas Bildung als den einzigen Weg zu einer hoffnungsvollen Zukunft. Entsprechend sorgen sich Eltern um die Bildung ihrer Kinder. Es herrscht ein starkes Bildungsgefälle zwischen den Bewohnern der Städte und denen auf dem Land, die oft extrem arm sind.

  • Religion

    Auseinandersetzungen zwischen religiösen Gruppen sind selten. Die Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Während die Regierung dieses Recht in der Regel ernst nimmt, kann sie nicht verhindern, dass lokale Autoritäten die Religionsfreiheit beschneiden oder ausnutzen.
    Das Gesetz sieht geringe Geldstrafen oder bis zu sechs Monate Gefängnis vor für jeden, der eine religiöse Zeremonie oder einen Geistlichen bei der Ausübung seiner Pflichten stört.

    Die Regierung erlaubt religiöse Unterweisung an staatlichen Schulen. In einigen Fällen haben die Schüler die Wahl zwischen Unterricht in „Religion“ oder „Moral“. In der Vergangenheit gründeten Missionare Schulen, die heute von der Regierung unterhalten werden. In diesen Schulen spiegelt der religiöse Unterricht die Konfession der Gründer wider - entweder katholisch oder evangelisch.
    In Ruanda gibt es auch private muslimische Schulen.

  • Kunst und Musik

    Ruander mögen es, Geschichten zu erzählen oder Erzählern zuzuhören.
    Auch das handwerkliche Erbe des Landes ist reich. Verbreitet sind Webarbeiten und Korbflechtereien. Können und Geschick beim Korbflechten sind ein Ausdruck für den gesellschaftlichen Status einer Familie. Die pygmäischen Twa (eine kleinere Volksgruppe) sind traditionell Töpfer.
    Zu den ruandischen Musikinstrumenten gehören selbstgebaute Xylophone, Saiteninstrumente und Trommeln. Gesang und Tanz begleiten Zeremonien bei der Geburt, Heirat und Tod, bei Ernte und Jagd.

  • Feiertage und Feste

    Neujahr, 1. Januar
    Tag der Helden, 1. Februar
    Frauentag, 8. März
    Osterwoche, März oder April
    Gedenktag zum Völkermord, 7. April
    Tag der Arbeit, 1. Mai
    Unabhängigkeitstag, 1. Juli
    Mariä Himmelfahrt, 15. August: Die Katholiken feiern den Glauben daran, dass Maria nach Jesu Tod in den Himmel aufgestiegen sei.
    Allerheiligen, 1. November: Katholischer Gedenktag zu Ehren der Heiligen.
    Weihnachten, 25. Dezember: Christen gehen gewöhnlich in die Kirche und feiern mit einem besonderen Essen in der Familie.

  • Sport und Freizeit

     

    Fussball ist Ruandas beliebtester Sport. Basketball und Volleyball werden zunehmend populär.

  • Landesübliche Speisen

     

    Ruander essen Hülsenfrüchte und Süsskartoffeln, Mais und Maniok, Kartoffeln und Obst.

    Hirsebrei
    5 Tassen Wasser
    5 TL Zucker
    1 Tasse Hirsemehl (in Reformhäusern erhältlich)
    1 Tasse Milch

    Vier Tassen Wasser in eine Kasserolle geben. Das Hirsemehl in eine Schüssel geben und mit einer Tasse kaltem Wasser verrühren. Die Mischung in kochendes Wasser geben und sofort rühren, so dass sie nicht klumpt. Weiterrühren bis es wieder kocht. 15 Minuten kochen lassen. Milch und Zucker zugeben. Das Rezept reicht für 6 Personen.

  • Begrüssungen

    Hier einige Redewendungen in Ruandas offizieller Sprache Kinyarwanda. Einige Kinder in Compassion-Projekten in Ruanda sprechen auch Französisch oder Englisch.

    Mwaramutse (Guten Morgen)
    Bite? (Wie geht's?)
    Muraho (Hallo)
    Witwande? (Wie heisst du?)
    Nitwa ... (Ich heisse ...)
    Murakoze (Danke)

Fakten zu Ruanda

Bevölkerung 14 Millionen
Hauptstadt Kigali
Sprache Kinyarwanda, Kisuaheli, Französisch und Englisch
Religion Katholisch 51%
Evangelisch 37%
Muslime 10%
Andere 3%

Quellen 2015: The World Factbook, Auswärtiges Amt