Herzliche Worte und Ermutigung zum richtigen Zeitpunkt können jahrelang nachhallen. Sie bleiben im Gedächtnis und verleihen in schwierigen Zeiten neue Kraft. Für Ani, eine junge Frau in Indonesien, kamen solche ermutigenden Worte in Form von Briefen von ihrer Patin Gail.
Ani erhält seit ihrer Kindheit Briefe von Gail. Die heute 21-Jährige steht kurz davor, das Patenschaftsprogramm zu beenden. Der Briefaustausch mit ihrer Patin steht für sie ebenfalls kurz vor dem Ende.
Diese Aussicht ist bitter und süss zugleich. Ani sitzt am Tisch und erinnert sich daran, wie die Briefe von ihrer Patin, die die Ozeane und Jahrzehnte überquert haben, sie immer wieder ermutigt haben.
Ani mit Briefen ihrer Patin
Diese Briefe sind mehr als nur schöne Worte. Sie geben uns die Möglichkeit, uns um andere zu kümmern und auch selbst umsorgt zu werden. Ani und Gail teilen ihre Herausforderungen miteinander und ermutigen einander durch die Briefe.
„In den Briefen erzählen wir einander auch von unseren Schwierigkeiten“, erzählt Ani. „Als mein Vater vor drei Jahren starb, konnte ich ihr dies schreiben. Und sie hat mir von den Herausforderungen ihrer Enkelkinder erzählt.“
Wohlwollende Worte sind für die Seele so süss wie Honig und können unerwartet Heilung bringen. Die Technologie ermöglicht zwar die blitzschnelle weltweite Kommunikation, aber Ani sagt, dass die Geduld und die Zeit, die man braucht, um Briefe zu schreiben, diese umso wertvoller machen. „Das macht unsere Beziehung realer.“
"Sie kann so wunderbar erzählen. Nur schon, wie sie mir vom Wechsel der Jahreszeiten in ihrem Land erzählte, hat in mir eine Bewunderung für Gottes Schöpfung, die Natur und die Jahreszeiten ausgelöst. Ihre Briefe heitern mich immer auf"
Ani
Nicht jeder Pate wird einen guten Kontakt zu seinem Patenkind aufbauen können, vor allem wenn das Kind noch klein ist. Aber das Versenden von Briefen, in denen du dein Patenkind ermutigst, ist trotzdem immer wirkungsvoll.
Studien haben gezeigt, dass ein Brief alle sechs Monate ausreicht, um das Selbstbewusstsein und das Wertgefühl eines Kindes zu steigern. Durch regelmässige Briefe können Patinnen und Paten also eine wichtige Rolle spielen, indem sie ihrem Patenkind Wertschätzung vermitteln.
In einem von Armut geprägten Umfeld, in dem nur sehr wenige der Eltern die Schule besucht haben, ist es eine grosse Ehre für ein Kind, einen Brief zu erhalten.
Die Kinderzentren von Compassion organisieren spezielle Kurse, um Kinder beim Schreiben von Briefen und im kognitiven Lernprozess zu unterstützen. Dies ist natürlich ein langfristiger Prozess, der oft erst nach Jahren Früchte trägt.
Ani umgeben von Briefen und Fotos
Egal, ob du gerade erst mit deiner Patenschaft begonnen hast oder schon lange dabei bist, du kannst dein Patenkind ermutigen, indem du ihm eine kleine Nachricht schreibst. Und warum eigentlich nicht heute? Es dauert ein paar Minuten, und dein Patenkind wird sich vielleicht noch jahrelang daran erinnern.
Im letzten Jahr wurden bei Compassion Schweiz mehr als 53’000 Briefe zwischen Paten und Patenkindern versandt. Die Kinder sind generell etwas fleissiger beim Schreiben als die Paten.
Aber der Briefwechsel bedeutet auch viel Übersetzungsarbeit. 19’600 Briefe wurden von über 100 Freiwilligen übersetzt.
Wir sind immer auf der Suche nach neuen Personen im Übersetzungsteam. Es ist eine bereichernde Tätigkeit, denn sie bringt Menschen zusammen, die sich gegenseitig ermutigen.