Compassion in Bolivien

Die Arbeit von Compassion in Bolivien begann 1975. Heute besuchen dort über 100'000 Kinder
mehr als 229 Compassion-Kinderzentren. Compassion arbeitet mit einheimischen christlichen Gemeinden
und Kirchen zusammen, um bolivianischen Kindern zu helfen, ihre Armut zu überwinden.

  • Geschichte

    Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. entwickelte sich am südlichen Ende des Titicaca-Sees die Tiahuanaco-Kultur. Diese Kultur, zentriert um und benannt nach der grossen Stadt Tiahuanaco, entwickelte fortschrittliche architektonische und landwirtschaftliche Techniken, bevor sie um 1200 verschwand, wahrscheinlich auf Grund einer langen Dürre. Um 1450 drangen die Quechua-sprechenden Inkas in die Gegend des bolivianischen Hochlandes ein und gliederten sie in ihr Reich ein. Sie kontrollierten die Gegend bis zur spanischen Eroberung 1525.

    Während des grössten Zeitraums der spanischen Kolonialzeit wurde dieses Gebiet „oberes Peru“ oder „Charcas“ genannt und unterstand der Amtsgewalt des Vizekönigs von Lima. Die lokale Regierung wurde von der „Audiencia de Charcas” gestellt, der provinziellen Verwaltungseinheit des Vizekönigreichs, und war in Chuquisaca (La Plata, heute Sucre) ansässig. Die bolivianischen Silberminen haben erheblich zum Reichtum des spanischen Reiches beigetragen. Potosi, mit dem berüchtigten Berg Cerro Rico (= reicher Berg), war lange Zeit die grösste Stadt der westlichen Hemisphäre. Zehntausende von Indios kamen ums Leben, als sie in seinen Minen das Silber für die Eroberer abbauen mussten. Als die spanische Krone während des Napoleonischen Krieges geschwächt wurde, begann der Widerstand gegen die koloniale Herrschaft zu wachsen. 1809 wurde die Unabhängigkeit erklärt. Doch es folgten 16 Jahre Kampf bis zur Anerkennung der Republik am 6. August 1825. Sie wurde nach Simon Bolívar, dem Anführer im Kampf gegen die Spanier, benannt.

    Die Unabhängigkeit brachte keine Stabilität. Für fast 60 Jahre dominierten Staatsstreiche und kurzlebige Regierungen die bolivianische Politik. Boliviens Schwachheit zeigte sich während des Salpeterkrieges (1879-83), als es seine Meeresküste und die angrenzenden reichhaltigen Nitratfelder an Chile verlor.

    Im späten 19. Jahrhundert brachte ein weltweiter Anstieg des Silberpreises Bolivien ein gewisses Mass an Wohlstand und politischer Stabilität. Im frühen 20. Jahrhundert wurde Silber durch Zinn als wichtigste Quelle des Wohlstands ersetzt. Eine Reihe von Regierungen, kontrolliert von der wirtschaftlichen und sozialen Elite, verfolgten während des ersten Drittels des Jahrhunderts eine kapitalistische Politik des laissez-faire.

    Die Zeit von 1952 bis 1964 war gekennzeichnet von bedeutenden wirtschaftlichen und sozialen Reformen im Land. 1967 wurde eine neue Verfassung eingesetzt. Doch sozial motivierte Unruhen in der Bevölkerung hielten an. Bolivien bleibt eins der ärmsten Länder in Lateinamerika. 2005 wurde mit Evo Morales, dem Leiter der Partei „Movimiento al Socialismo“, zum ersten Mal ein Indio zum Staatspräsidenten gewählt. Morales versprach, die traditionellen politischen Klassen zu verändern und die arme Mehrheit der Nation (vor allem die benachteiligten Indios) zu stärken. 2009 trat eine neue Verfassung in Kraft, die von der Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung per Volksabstimmung angenommen wurde. Sie soll einem Umbau der bolivianischen Gesellschaft dienen.

    Trotz der Reformen der Regierung hat sich für die Mehrheit der Menschen in Bolivien bislang jedoch nicht viel verändert, was ein besseres Leben betrifft. Auch aus diesem Grund bröckelt die Popularität der Regierung Morales.

  • Bildung

    Das typische Schuljahr geht von Februar bis November. Die Grundschule dauert acht Jahre und weitere vier Jahre sind erforderlich für den Abschluss der weiterführenden Schule.

    Angesichts von Armut und langer politischer Instabilität, ist die Einstellung der Bolivianer zur Bildung positiv. Die Menschen sehen Bildung als ein Mittel zur Steigerung ihrer Lebensqualität. Obwohl Ausbildung die grundlegende Voraussetzung ist, um einen besseren Arbeitsplatz zu erhalten, ist es immer noch ein Privileg, eine ausgebildete Person in der Familie zu haben. Menschen mit Schulabschluss erhalten eine bessere Gesundheitsversorgung für sich und ihre Kinder. Ausserdem haben sie bessere Voraussetzungen, ihr Einkommen zu steigern und eine Arbeitsstelle zu finden. Fast 60% der Bevölkerung ist arbeitslos. Hinzu kommt, dass 15% der Beschäftigten überqualifiziert und unterbezahlt sind.

    Viele Bolivianer besuchen die Schule nur für sechs Jahre. In den letzten Jahren haben sich viele Lehrer in der Erwachsenenbildung für soziale Gerechtigkeit eingesetzt, indem sie die Studenten auf wirtschaftliche Möglichkeiten aufmerksam machen unter Beibehaltung ihrer heimischen Kultur. Dieser Prozess ist vor allem für Frauen und Minderheiten mühsam, angesichts des soziokulturellen Kontexts, in dem das Lernen stattfindet. Aber wenn das Bildungsmodell auch das tägliche Leben in der lokalen Kultur mit einbezieht, kann das Lernen zur gesellschaftlichen Veränderung führen.

  • Religion

    In der Verfassung ist die Religionsfreiheit verbürgt und die Regierung respektiert dieses Recht. Vorherrschend ist die römisch-katholische Kirche und die Verfassung sieht sie als die offizielle Religion an. Die katholische Kirche wird vom Staat unterstützt (durchschnittlich 300 Priester erhalten ein kleines staatliches Stipendium), teilweise um die Kirche für Enteignungen in der Vergangenheit zu entschädigen.

    Für die Beglaubigung von Spendenberichten religiöser Gruppen ist ein Notar vorgeschrieben. Diese Vorschrift wurde eingeführt, um die Kirche vor dem Vorwurf der Geldwäsche oder der Annahme von Drogengeldern zu schützen. Sie erfordert ausserdem, dass Gruppen vor einer öffentlichen Zusammenkunft im Freien zivile Behörden anrufen müssen um z.B. Verkehrsfragen zu regeln.

    In den öffentlichen Schulen gibt es nur katholischen Religionsunterricht. Laut Gesetz ist die Teilnahme freiwillig und es gibt vorbereitetes Unterrichtsmaterial. Trotzdem verspüren die Schüler einen starken Druck durch ihre Mitschüler, am Religionsunterricht teilzunehmen. Für Schüler anderer Glaubensrichtungen ist ein anderer als der katholische Religionsunterricht an öffentlichen Schulen nicht möglich.

  • Kunst und Musik

    Die bolivianische Kunst umfasst indianische Traditionen und andere Formen folkloristischer Ausdrucksweise. Wie ihre indianischen Vorfahren stellen die Bolivianer immer noch ihre Textilien durch Spinnen und Weben selbst her; jede Region hat dabei ihren eigenen Stil.

    Jede Gegend Boliviens hat eine eigene Musiktradition. Musik von der Altiplano-Hochebene klingt traurig, wobei die Musik aus Tarija fröhlich klingt. Tänze wie der cueca, auqui-auqui und tinku haben einen hohen Stellenwert in der Unterhaltungskultur.

  • Feiertage und Feste

    Karneval: Eines der extravagantesten und funkelndsten Feste in Südamerika, gefüllt mit Tanz und Schlemmerei. Karneval findet direkt vor der Fastenzeit statt, die auf Ostern hinführt. Die grösste Karnevalsfeier findet in Oruro statt.
    Unabhängigkeitstag, 6. August
    Weihnachten, 25. Dezember: Bolivianer feiern mit Krippe und Weihnachtsbaum. Kirchenmitglieder führen spezielle Theaterstücke und Chöre auf.

  • Sport und Freizeit

    Wie in den meisten südamerikanischen Ländern ist Fussball in Bolivien äusserst beliebt. Aber auch Racquetball (im Freien) und Basketball sind populär. Gerne werden auch Gesellschaftsspiele wie Dame gespielt.

  • Landesübliche Speisen

    Bolivianer essen Fleisch, Reis, Kartoffeln, gehackten Salat, scharfe Saucen, Suppe, Früchte, Käse und Milch.

  • Begrüssungen

    Spanisch
    Hola (Hallo)
    Tchau (Auf Wiedersehen)
    ¿Como está? (Wie geht es Ihnen?)

    Quechua
    ari (Ja)
    waliki (gut)
    Askini punijuttata (Willkommen)
    Imaynalla kasanki? (Hallo, wie geht es Ihnen?)
    Ripusani (für „Auf Wiedersehen“; wörtlich: „Ich reise ab.“)
    Wuaj dia kama (Bis bald)

    Aymara
    Imaynalla? (Wie geht es Ihnen?)
    Kamisaki? (Hallo, wie geht es Ihnen?)
    Yaqhaurkama (für „Auf Wiedersehen“; wörtlich: „Ich reise ab.“)
    Waliki (Bis bald)

 

Fakten zu Bolivien

Bevölkerung 12 Millionen
Hauptstadt Sucre (Regierungssitz: La Paz)
Sprache Spanisch, Quechua und Aymara, Guaraní
Religion Katholisch 77%, evangelisch 16% (v.a. Freikirchen),
starke Einflüsse alter Naturreligionen

Quellen 2015: The World Factbook, Auswärtiges Amt