Hunger: Ein unwillkommener Gast für Mütter
Frauen produzieren über die Hälfte der Nahrung im globalen Süden, aber sie sind am meisten von Hunger betroffen. Hunger zerstört das Leben von Frauen und Mädchen.
Frauen produzieren über die Hälfte der Nahrung im globalen Süden, aber sie sind am meisten von Hunger betroffen. Hunger zerstört das Leben von Frauen und Mädchen.
Wenn Nahrung knapp ist, essen Mütter zuletzt und am wenigsten. Hunger drängt sich in das Zuhause von Familien, die in Armut leben. Unbarmherzig stiehlt er die Gesundheit, Kraft, Ressourcen, Zeit und die Stabilität von Frauen und Mädchen. Seine Spuren bleiben lange sichtbar, selbst wenn er nicht mehr da ist.
Die Welt erlebt derzeit eine massive globale Nahrungsmittelkrise. Seit 2019 hat sich die Zahl der Menschen, welche von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind, von 135 auf 276 Millionen verdoppelt. Auch wenn es in den letzten Wochen kleine Hoffnungszeichen in der Preisentwicklung im Getreidemarkt gab, liegt hinter dieser schwindelerregenden Zahl eine grundlegende und einfache Tatsache: Der Hunger beeinflusst Frauen und Männer unterschiedlich.
Von den 276 Millionen Menschen, die unter Ernährungsunsicherheit leiden, sind fast zwei Drittel Frauen und Mädchen. Die Partnerkirchen von Compassion in den von der Nahrungsmittelkrise betroffenen Ländern kennen die Geschichten der Mädchen und Frauen. Wenn die Kosten steigen und Ernten ausbleiben, wird Familienvermögen verkauft, um Essen zu kaufen. In der Verzweiflung werden Familien getrennt, weil die Eltern sich auf die Suche nach Arbeit, Wasser und Essen machen. Die kleinen Kinder werden oft mit einer älteren Schwester zu Hause gelassen. Das wiederum hält diese von der Schule fern.
Samiya, eine Mutter von drei Kindern in Harar, Äthiopien, konnte es nicht ertragen, ihre Kinder jeden Tag hungrig zu sehen. In ihrer Verzweiflung beschloss sie, sich vor ein fahrendes Auto zu werfen. Der Suizidversuch misslang. In ihrer Ausweglosigkeit ging Samiya in das Kinderzentrum, in dem ihre Tochter Feven am Patenschaftsprogramm teilnimmt. Sie brach vor den Mitarbeitenden zusammen, die mit ihr weinten und sofort Nahrungsmittel organisierten. Dank der Unterstützung des Zentrums wandelte sich Samiyas Verzweiflung in Hoffnung.
Samiya und zwei ihrer Kinder bereiten Essen vor.
Im Überlebenskampf gegen den Hunger wird das Leben der Frauen mit weiteren Sorgen überschwemmt. Menstruierende, schwangere und stillende Mütter verzichten auf ihr eigenes Essen, um das Leiden ihrer Kinder zu verringern. Es ist eine Überlebensstrategie, welche das Risiko von Blutarmut und Unterernährung in ihrem eigenen Leben und das ihres Babys erhöht.
Mit keinem Ende in Sicht in ihrem Kampf gegen Hunger, werden Mädchen, manchmal jünger als 15-jährig, mit älteren Männern verheiratet. Das Brautgeld hilft, die Familie zu ernähren. Eine unmögliche Entscheidung – aber es bedeutet, einen Mund weniger zu ernähren.
"Du musst ihre Tränen stoppen, indem du ihnen Wasser zu trinken gibst. Dann sind sie wieder ruhig. Aber als Eltern wirst du dabei bitter".
Nonkishu, eine Mutter in Kenia
Als Maries Mann Christophe in Togo bei der Arbeit tot aufgefunden wurde, war sie am Boden zerstört. Sie war zu dem Zeitpunkt im 4. Monat schwanger und hatte keine Möglichkeit, ihre Familie mit Essen zu versorgen. Doch dann griff die lokale Partnerkirche von Compassion ein. Im Überlebensprogramm erhielt Marie nicht nur Lebensmittel, um ihre Kinder zu ernähren – sie sagte, sie habe eine Familie gefunden. Ausserdem wurde sie im Kinderzentrum in landwirtschaftlichen Anbaumethoden ausgebildet und baut heute Bohnen und Mais an, die sie langfristig ernähren.
Wir können dazu beitragen, die Realität dieser Mütter, Frauen und Mädchen zu verändern. Gemeinsam können wir ein Zeichen der Hoffnung in ihr Leben bringen.
Sei es durch das Überlebensprogramm für Mütter und Babys oder durch Unterstützung mit Nahrungsmitteln, Compassion setzt sich dafür ein, die Mütter und ihre Familien zu unterstützen. Als Reaktion auf die anhaltende Nahrungsmittelkrise können mit CHF 40.– Lebensmittelvorräte für einen ganzen Monat an eine vier- bis sechsköpfige Familie verteilt werden.
Oft erinnern uns die lokalen Mitarbeitenden daran, dass „wenn man ein Kind und eine Familie unterstützt, man auch die Last von den Schultern der Mutter nimmt und ihr Würde schenkt“. Eine Hoffnung für sie und die Familie, für die sie sich verantwortlich fühlen. Gemeinsam können wir die Realität von Müttern und ihren Familien verändern.
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Quellen:
Food and Agriculture Organisation of the United States (2022). The State of Food Security and Nutrition in the World 2022. https://www.fao.org/documents/card/en/c/cc0639en
OXFAM (July 2019). Gender Inequalities and Food Insecurity: Ten years after the food price crisis, why are women farmers still food-insecure? https://policy-practice.oxfam.org/resources/gender-inequalities-and-food-insecurity-ten-years-after-the-food-price-crisis-w-620841/
Plan International (17 October 2022). A global food crisis with a child’s face: Again. https://plan-international.org/blog/2022/10/17/global-food-crisis-with-childs-face/
Plan International (8 March 2022). These Are the Top 6 Reasons Women Are Hungrier Than Men Today. https://www.wfpusa.org/articles/women-in-crisis-top-ways-women-are-hungrier/
United Nations (October 2022). Kenya: UN steps up protection for drought-hit women and girls. https://news.un.org/en/story/2022/10/1129747
UNHCR (November 2022). UNHCR warns rising tide of hunger, insecurity, and underfunding worsening gender-based violence risks. https://www.unhcr.org/en-au/news/press/2022/11/638066eb4/unhcr-warns-rising-tide-hunger-insecurity-underfunding-worsening-gender.html
World Food Programme (2021). Who eats the last and the least? https://docs.wfp.org/api/documents/WFP-0000141266/download/